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Donnerstag, 7. November 2013

Jeff Wall in der Pinakothek der Moderne

Park Drive (1994), Dokumentarfotografie
20 Fotoarbeiten von Jeff Wall, seine berühmten Leuchtkästen, sind bis zum 9. März 2014 in der Pinakothek der Moderne zu bewundern. In seinem Vortrag im Ernst-von-Siemens-Auditorium am 7. November fasst Jeff Wall die Geschichte der Fotografie in knappen Zügen zusammen und beschreibt seine Entwicklung vom dokumentarischen hin zum cinematografischen Arbeiten. Fotografie als reine Dokumentation genügte ihm bald nicht mehr, da sie zu sehr von (glücklichen) Zufällen abhängig ist. Die Überlegung, dass ein Film als eine Abfolge von vielen Bildern gesehen werden kann, die bewusst konstruiert werden, gab den entscheidenden Anstoß für die Inszenierung seiner Werke. Er verspürte er den Drang, seine Fotografien zu gestalten - so, wie man ein Gemälde gestalten kann. Dabei hat Jeff Wall ein gespaltenes Verhältnis zu dem Begriff der Inszenierung, der häufig zur Beschreibung seiner Bilder herangezogen wird. Die Situationen, in denen sich seine Akteure befinden, werden zwar künstlich hervorgerufen (meist auf der Basis realer Vorbilder), seine Fotoarbeiten werden jedoch seines Erachtens nicht wie ein Bühnenstück inszeniert, da seine Protagonisten ihre Handlungen ja wirklich ausführen. Sie spielen nicht wie auf einer Bühne, sondern agieren wirklich.
A fight on the Sidewalk (1994)

Als Beispiel führt er das Bild "A fight on the Sidewalk" (1994) an, bei dem zwei Jugendliche, von einem Spaziergänger beobachtet, am Boden liegend miteinander ringen. Auch hier wehrt er sich gegen den Begriff der Inszenierung: er führt an, dass die Jugendlichen wirklich ringen; sie geben nicht nur vor, miteinander zu kämpfen. Für das Foto wartete Jeff Wall genau diesen Moment des Kräftegleichgewichts ab, in dem es so aussieht, als würden sie sich umarmen. Vor allem unsichere, zweideutige Situationen faszinieren ihn.

The Thinker, 1986
Ein mehrdeutiges und geheimnisvolles Moment strahlt auch das Bild "The Thinker" (1986) aus, das Anklänge an Rodins Plastik hat. Es stellt einen alten Mann in Denkerpose dar, der vor einer modernen Stadt - auf einem Baumstumpf und Betonplatten sitzend - seltsam deplatziert wirkt. Ob das Schwert in seinem Rücken steckt oder ob er es lediglich festhält, ist nicht zu erkennen. Die Ausstellung bietet einen guten Überblick über Jeff Walls Werk und hat vor allem in Kombination mit seinem tollen Vortrag sehr viel Spaß gemacht!

Doorpusher, 1984

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