Seiten

Sonntag, 23. Februar 2014

Die Freunde Haus der Kunst zu Besuch in der Ausstellung "Pompeji. Leben auf dem Vulkan" in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung

Peristyl im Haus des Menander
Im Jahre 79 n. Christus brach der Vesuv aus und begrub die umliegenden Städte Pompeji und Herculaneum unter einer meterhohen Schicht aus Asche und Bimsstein. In der Ausstellung sind etwa 260 Exponate zu sehen (zum Teil schon aus der Bronzezeit, wie die Keramikschalen von 1900 v. Chr., die durch ihren schwarzen Überzug fast metallen anmuten), die diese Städte wieder aufleben lassen. Pompeji wurde bereits im 6. Jahrhundert v. Christus von den Griechen gegründet, 290 v. Christus jedoch von den Römern besetzt. Reiche Bürger zogen sich vor allem im Sommer aus Rom in ihre Anwesen in Pompeji zurück. Pompeji besaß Wasserleitungen aus Blei, drei Thermenanlagen, ein Theater, ein Odeon und eine Arena. In Mühlen aus Lavagestein wurde Getreide gemahlen, das in den 31 Bäckereien zu Brot gebacken wurde, das zum Teil durch Stempel der jeweiligen Eigentümer gekennzeichnet wurde. Im Jahr 62 n. Chr. wurden weite Teile Pompejis durch ein Erdbeben zerstört, bevor Pompeji 79 n. Chr. in einem Regen aus vulkanischer Asche, Staub, Lapilli und schaumigen Bimssteinstücken unterging. Zur Zeit der Katastrophe hatte Pompeji über 20.000 Einwohner; etwa 16.000 überlebten den Vulkanausbruch nicht. In Herculaneum, dem kleinen Fischerdorf an der Küste, starben die Menschen nicht durch den Ascheregen und Lavagestein wie in Pompeji, sondern in einem pyroklastischen Strom, einer Wolke glühendheißer (um die 500 Grad) und giftiger Gase, die mit über 100 Stundenkilometern zu Tal schoss und alles verbrannte. Die Verletzungen, die die meisten Toten aufwiesen, entstanden erst nach ihrem Tod durch herabfallende Lavabrocken. In der Ausstellung sind die Abgüsse einiger - in den Bootshäusern gefundener - Toten zu sehen, die bei ihrer Flucht von der Hitzewelle überrascht wurden.
Läufer, Villa dei Papiri
In der Ausstellung befindet sich eine sehr gut erhaltene hellenistische Skulptur: ein Läufer (frühes 1. Jhd. n. Chr.), der im Garten einer Villa am Rande eines Wasserbeckens aufgestellt war. Der zweite Raum der Ausstellung ist dem Haus des Menander in Pompeji gewidmet - das Haus erhielt seinen Namen durch ein Fresko, das den Dichter Menander zeigt. Eine riesige Fotografie, die den Eingangsbereich des Hauses mit Blick in den dahinter liegenden Garten wiedergibt, sowie ein Korkmodell vermitteln einen guten Eindruck von der Größe und Anlage dieses Häuserkomplexes. Hinter dem Eingang und den Empfangsräumen des Hauses liegt der wunderschön angelegte Garten, der - geschützt vom Straßenlärm - der Muße und Erholung ("Otium") dienen soll, während die geschäftige Seite des Hauses ("Negotium"), wie das Haus des Verwalters, die Bäckerei, die Küche und die Thermen um den Garten herum angeordnet sind. Ein kostbarer und sehr gut erhaltener Silberschatz, doppelwandige Silberbecher sowie Geschirr und Löffel (in der Renaissance wurde erst mit Messer und Gabel gegessen, vorher nur mit den Fingern) für 13 Personen wurden aus dem Keller des Anwesens geborgen. Schöner Goldschmuck, verkohlte und zum Teil gestempelte Brote, Lampenständer, Wassereimer und Mosaike gehören ebenfalls zu den ausgestellten Exponaten. Pompeji besaß auch ein Amphitheater, um die Veteranen, die Kaiser Augustus am Rand der Stadt ansiedeln ließ, zu belustigen. Die kräftigsten der beispielsweise in Delos verkauften Sklaven wurden in Gladiatorenschulen zu Gladiatoren ausgebildet. Die Ausstellung zeigt eine schöne Auswahl vielfältiger Gladiatorenrüstungen. Wegen Streitigkeiten und Straßenkämpfen zwischen zerstrittenen Gladiatorenanhängern ließ Kaiser Nero das Amphitheater jedoch 50 n. Chr. für zehn Jahre sperren. Das Gartenzimmer aus einem Anwesen am Westhang Pompejis mit Blick über die Bucht zum Meer (auch das Haus des goldenen Armreifs genannt) beherbergt Wandmalereien eines paradiesischen Gartens mit Vögeln, in dem alle Pflanzen auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit abgebildet sind - hier blühen Blumen, die nie gleichzeitig blühen würden. Der letzte Raum der Ausstellung ist Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) gewidmet, der Zeuge der frühen Ausgrabungen war und durch seine Schriften wesentliche klassizistische Strömungen im 18. und 19. Jahrhundert prägte, die ihren Niederschlag im Pompejanum von Aschaffenburg und in den Gärten von Dessau-Wörlitz und gefunden haben. Eine wunderbare Ausstellung, am besten mit einer Führung zu genießen!
Das Gartenzimmer aus dem Haus des goldenen Armreifs
Die Ausstellung ist in der Hypo-Kunsthalle bis zum 23. März 2014 zu sehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen