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Okwui Enwezor im Gespräch mit Carlos Garaicoa |
Anlässlich der
Ausstellung von Carlos Garaicoa: „Wer im Glashaus sitzt...“ fand am Sonntag,
den 10. November im Rahmen des Kunstwochenendes in der Galerie Barbara Gross ein Gespräch
zwischen dem kubanischen Künstler Carlos Garaicoa und Okwui Enwezor, Direktor
des Haus der Kunst, statt. Die beiden kennen sich bereits seit 1986 und aus
ihrer Zusammenarbeit bei der von Okwui Enwezor geleiteten Documenta XI (2002). Carlos
Garaicoa wurde 1967 in Havanna geboren; er lebt abwechselnd in Madrid und
Havanna und gehört zu den politisch engagiertesten Künstlern seiner Generation. Im Mittelpunkt des Gespräch standen Themen wie Ideologie, Architektur und Skulptur. Garaicoa berichtete von
seinen Studienjahren an der renommierten Universität ISA und dem relativ engen
Rahmen, innerhalb dessen künstlerische Freiheiten und Ausdrucksweisen im sozialistischen Kuba möglich
waren. Durch die 1984 zum ersten Mal stattfindende "Biennale Havanna" bot sich lateinamerikanischen Künstlern die Gelegenheit, ihre Werke auch einem internationalen Publikum vorzustellen.
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From the Series to Transform the Political Speech in Facts (2009) |
Auf der Suche nach seiner persönlichen künstlerischen Ausdrucksweise wandte sich Garaicoa – inspiriert von
dokumentarischen Fotografien seines Vaters – relativ schnell der Architektur
seines Landes zu. Die barocken Bauwerke der kubanischen Kolonialzeit, die immer
mehr verfallen, und die in billiger Bauweise hergestellten und mittlerweile meist maroden Bauten
des Sozialismus prägen das kubanische Stadtbild. Die Architektur ist seiner Ansicht nach ein Spiegel der politischen, ideologischen und sozialen Veränderungen
sowie Entwicklungen, die sich in unserem Leben zugetragen haben. In der Ausstellung sind Fotografien von Gebäuden und Gebäuderuinen zu sehen, die Garaicoa mit feinen Linien oder mit dünnen Fäden gleichsam "weiterbaut": die Gebäude wirken nun wie Luftschlösser und sind Zeugen der "leeren Versprechen" ihrer jeweiligen politischen Ära.
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Portafolio, 2013 |
In der Galerie werden Modelle der Deutschen Bundesbank (in Gold gegossen und in einem Tresor als Miniatur zur Schau gestellt) und des Haus der Kunst präsentiert. Um den Tresor herum sind an der Wand in Samt eingefasste Goldblätter angebracht, auf denen Sprüche von Protestplakaten aus Italien, Griechenland, Zypern, Irland... eingraviert sind. Auf Okwui Enwezors Frage nach der Motivation des Künstlers, deutsche Institutionen als Modelle abzubilden, erwidert Garaicoa, dass diese Institutionen geschichtsträchtig
seien und im Mittelpunkt politischer Fragen und Probleme stehen, mit denen er
sich künstlerisch auseinandersetzen möchte.
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Haus der Kunst als Glasmodell (2013) |
Das Haus der Kunst wird von ihm als Glashaus
dargestellt: die schwere Architektur weicht gläsernen Wänden und wird gemäß Enwezor "dematerialisiert". Mit
der Verwendung von Glas assoziiert man im ersten Augenblick Offenheit,
Luftigkeit und Leichtigkeit – wie kann man dem Ballast der Geschichte angemessen begegnen? Gleichzeitig erinnert das gläserne Modell mit seiner
Zerbrechlichkeit auch an die eingeworfenen Schaufenster der Reichsprogromnacht
und den Beginn der Verfolgung der Juden.
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Serial Killer Bookshelf (2013) |
Das „serial killer bookshelf“ schließlich
enthält politische Schriften von Hitler, Stalin, Mao u.a. sowie Bücher, die bei
Serienmördern gefunden wurden.
Ein sehr
interessantes Gespräch im Rahmen des Kunstwochenendes in München und eine ganz besonders zu empfehlende Ausstellung!
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