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Sonntag, 2. März 2014

Preview der Ausstellung "AxMe" von Ellen Gallagher im Haus der Kunst

Ellen Gallagher: Bird in Hand, 2006
Im Haus der Kunst ist die erste Überblicksausstellung der afrikanisch-amerikanischen Künstlerin Ellen Gallagher in Deutschland zu sehen. Gezeigt werden frühe und aktuelle Gemälde, ihre Perücken-Raster-Collagen und multimediale Installationen, die sie mit ihrem Partner, dem niederländischen Künstler Edgar Cleijne, gemeinsam produziert. Der Titel "AxMe" bezieht sich auf die umgangssprachliche Kurzform von "Ask me" und den Cartoon "Don't Axe Me", einem Looney-Tunes-Klassiker von 1958. Ellen Gallagher wurde 1965 in Providence, Rhode Island, als Tochter einer irischen Mutter und eines afrikanischen Vaters geboren und lebt bzw. arbeitet heute in Rotterdam und New York. In den 1990-er Jahren wurde sie international durch ihre minimalistischen Bilder bekannt, die sich im Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Repräsentation bewegen. Ihr Bild "Doll's Eyes" (1992) ist von einer Vielzahl von Symbolen, die an Kulleraugen von Puppen erinnern, bedeckt; in "Untitled" (1992) wird dieses Thema in leicht veränderter Form wiederaufgenommen, indem die Größe der Augen merklich variiert und im Hintergrund Münder zu erkennen sind. Die Augen und Münder ihrer frühen Gemälde verweisen auf die sogenannten Minstrel-Shows und auf die übertriebene Schminke der weißen Sänger, Tänzer und Komiker, die auf der Bühne Schwarze darstellen sollten. Für Gallagher waren die Minstrel-Shows "die erste große amerikanische Abstraktion... Losgelöste Augen und Lippen, Geiseln, schweben in der Schwärze des Minstrel-Theaters und verzerren den afrikanischen Körper zum amerikanischen Blackface." Gallaghers Arbeit "Preserve" (2001) bezieht sich
E. Gallagher: Preserve, 2001
zum einen auf Werbeanzeigen für Perücken aus den 1950-er und 1960-er Jahren; die weiße Skulptur, die dazu gehört und an ein Klettergerüst erinnert, weist Muster auf, die auf die Miniatur-Schnitzereien in Knochen oder Elfenbein von Matrosen bei der Waljagd verweisen. Dem Element Wasser kommt in ihrer Arbeit eine besondere Rolle zu. Ihr Gemälde "Bird in Hand" (2006) ist in Drexciya verortet, dem mythischen schwarzen Atlantis, wo schwarze Frauen und ihre Kinder der Legende nach leben, seit sie als Schwangere von den Booten, die sie in die Sklaverei bringen sollten, gesprungen oder gestoßen worden waren. Gallaghers Aquarelle der Serie Watery Ecstatic (ab 2001) zeigen kleine Meeresorganismen und erfundene Inselgruppen. Besonders eindrucksvoll sind ihre phantasievollen weißen filigranen Papierarbeiten und -collagen, die Fische und andere Meeresbewohner mit ihrem zarten, aufgefächerten Schuppenkleid zeigen sowie ihre auf dem Meeresboden aufliegenden schwarzen Frauenköpfe mit ausdrucksvollen, teilweise verzerrten Gesichtern und ihren aufrechten und fließenden Haaren. In den sogenannten "gelben Gemälden", wie in Afrylic (2004), benutzt die Künstlerin Bilder aus afroamerikanischen Lifestyle-Magazinen, die Werbeanzeigen für Seife, Cremes, Shampoo u.ä. enthalten und verändert die Frisuren und zum Teil auch Augen der Frauen mit Hilfe gelber Knete - der Look der Frauen wird durch die blonden Perücken aus Knetmasse völlig verfremdet. In der Morphia-Serie (2008-2012) kommt Gallaghers Interesse an Transformationsprozessen vollends zum Ausdruck. Die Zeichnungen - zum Teil mit Ausschnitten - sind zwischen Glasplatten aufgestellt, damit beide Seiten betrachtet werden können. Die Künstlerin verwendet Tinte und Wasserfarben, die auf die Rückseite durchsickern und hier ein neues Bild kreieren. Zum Teil kann man Gesichter in den Bildern erkennen, zum Teil erscheinen sie dem Betrachter auch wie fantastische Figuren. Eine wunderbare Ausstellung, die die Besucher regelrecht verzaubert!
Ellen Gallagher: Pomp-Bang, 2003


Die Ausstellung ist noch bis zum 13. Juli 2014 im Haus der Kunst, Prinzregentenstr. 1, 80538 München, zu sehen. 

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