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Dienstag, 27. Januar 2015

Rebecca Horn mit "Black Moon Mirror" in der Galerie Thomas Modern


Dr. Ralph Melcher und "Der Ast zentriert im Sonnengeflecht" 
Dr. Ralph Melcher, der Kurator der Ausstellung, führte die Freunde Haus der Kunst durch die wunderbare Ausstellung von Rebecca Horn in der Galerie Thomas Modern. Die im Odenwald geborene und international agierende Künstlerin hat ein umfangreiches Werk aus Performances, Filmen, kinetischen Skulpturen, Malerei und Collagen aufzuweisen, das in München zum ersten Mal zu sehen ist. Nach einer Lungenkrankheit und einem längeren Aufenthalt im Krankenhaus gewann die Betrachtung der Interaktion von Körper und Seele ein noch stärkeres Gewicht in Rebecca Horns Arbeiten. Eine ebenso große Bedeutung misst sie Fragen der Transformation und somit der Veränderung im Zeitablauf bei. Im ersten Ausstellungsraum der Galerie befindet sich ihre Installation "Der Ast zentriert im Sonnengeflecht", die Natürliches und Künstliches miteinander kombiniert. An dem - auf einem schlichten Podest ruhenden und viel verzweigten -  Ast (einem Bronzeabguss eines natürlichen Astes) sind schlanke und spitze Messingstäbe befestigt, die sich mit Hilfe eines Motors langsam auf- und zu bewegen, bis sich ihre Spitzen berühren. Das Sonnengeflecht (Solarplexus) stellt beim Menschen ein Nervengeflecht in der Mitte unseres Körpers - beim Übergang vom Brustkorb zur Magengrube - dar. In der Arbeit der Künstlerin haben die spitzen und fast bedrohlich wirkenden Messingstäbe die Funktion, das Energiezentrum des Baumes zu beschützen. In "Vulkan Metamorphose" lässt Rebecca Horn einen Schmetterling (ein Sinnbild der organischen Metamorphose), der der seine Flügel auf und ab bewegt, auf Vulkangestein, (als Produkt einer anorganischen Metamorphose) landen. Auch hier bringt die Künstlerin mehrere Bedeutungsebenen ins Spiel: im griechischen ist "Morpho" (Schmetterling) auch eine Bezeichnung für Aphrodite;
Vulkan Metamorphose,
Rebecca Horn 
(2014)
im Altgriechischen wiederum bedeutet Morpho Psyche und damit die Seele. In ihrem Gemälde "Die Launischen Rüssel Winde der Paarung" verweist sie auf den Surrealismus und eine Malerei, die durch ihre Empfindungen in Gang gesetzt wurde. Den zweiten Raum der Galerie beherrscht die raumgreifende Installation "Konzert der Seufzer", die Rebecca Horn bereits 1997 auf der Biennale in Venedig gezeigt hat und zu der auch ein Gedicht von ihr gehört. Aus den zwischen Paletten, Holz, Schemeln und Stein heraus ragenden Kupfer-Trichtern hören wir Geschichten, Seufzer und Gesänge in verschiedenen Sprachen, von Schauspielern oder bekannten Künstler-Persönlichkeiten, wie Marina Abramovic, gesprochen. Selbst wenn man sich den Trichtern nähert, aus denen die Töne dringen, so versteht man sie oft aufgrund der Lautstärke, der verschiedenen Geräusche oder der jeweiligen Sprache nicht - Zweifel an den Konventionen unserer Wahrnehmung regen sich. Im dritten und stark verdunkelten Raum befindet sich die Arbeit "Black Moon Mirror", bei der sich von Zeit zu Zeit - wenn das Wasser sich wieder beruhigt hat - eine bronzene Schlange auf einer Stange nach vorne bewegt, um das schwarze Wasser zu berühren, so dass die induzierten Wellenbewegungen auf die Wand projiziert werden. Inspiriert von Geister- und Dämonengeschichten ihrer Kindheit im Odenwald, verbergen sich in "Wald der Vogelfreien" hinter einem mit Rabenfedern bemalten Glaskasten, der wunderliche Schatten an die Wand wirft, Lichter, die auf die Seelen der gestorbenen Vogelfreien verweisen, die immer noch als Irrlichter im Wald herumirren. Eine wunderbare und poetische Ausstellung, die insbesondere durch die Führung zu einem eindrucksvollen Erlebnis wird!
Konzert der Seufzer, Rebecca Horn (2014)
Die Ausstellung "Black Moon Mirror" ist bis zum 21. Februar 2015 in der Galerie Thomas Modern, Türkenstr. 16 in München zu sehen. 

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