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Sonntag, 21. September 2014

Preview der Baselitz-Ausstellung: "Damals, dazwischen und heute" im Haus der Kunst

Georg Baselitz bei seiner Eröffnungsrede anlässlich der Preview im Haus der Kunst
Die Preview der mit Spannung erwarteten großen Baselitz-Ausstellung im Haus der Kunst fand am 17. September vor großem Publikum statt. Neben den wiederkehrenden Themen, wie Figur und Adler, stehen Baselitz' aktuelle schwarze Bilder und seine monumentalen Bronzefiguren im Mittelpunkt. Als Okwui Enwezor im vollen Terrassensaal seine Eröffnungsrede mit dem Satz abschließt: "the exhibition looks great here", klatscht der anwesende Georg Baselitz als erster Beifall. Ulrich Wilmes weist in seinem Vortrag darauf hin, dass es sich nicht um "greatest Hits" handelt, die ausgestellt werden, sondern wenige ausgesuchte Motive, wie z.B. den Adler und die Porträts von Baselitz' Ehefrau, deren Ikonografie man zurück verfolgen kann. Baselitz - so Ulrich Wilmes - arbeitet selbstreflektiv, seine neuen Bilder sind von dem Versuch gekennzeichnet, eine Neuinterpretation zu wagen und damit sein eigenes Werk nach vorne zu bringen. Als der Künstler das Wort ergreift, ist dies der Auftakt zu einer launigen und selbstkritischen, humorvollen und gleichzeitig ironischen Rede. Er freue sich sehr über diese Ausstellung; die Situation sei ihm jedoch auch etwas peinlich. Er drückt seine Befürchtung aus, dass man ihn nicht verstehe, ihm misstraue und erwähnt, dass selbst Freunde seine Reaktion nicht nachvollziehen könnten. Seine Modelle hätten sich im Laufe der Jahre nicht verändert - z.B. seine Frau Elke, die er in den folgenden Jahren auch als Negativ-Bild gemalt habe - seine Malerei hingegen schon. Jedes Mal, wenn er sich einem bestimmten Motiv nach einiger Zeit von neuem zuwende, sage er sich: "Das bist du nicht, das ist jemand anderes gewesen und der ist viel besser als du".
Die schwarzen Bilder erfordern ein genaues Hinsehen: Baselitz hat die bunten Farben so lange mit schwarzer Farbe gemischt, bis sich Bildgegenstand und Bildhintergrund kaum noch voneinander unterscheiden. In diese Bilder taucht man als Betrachter regelrecht ein und wartet, bis sich aus dem dunklen Grund Gestalten herausschälen. Passend zu den schwarzen Bildern gibt es
Louise Fuller, 2013
übermenschlich große Bronzeskulpturen zu sehen, die im Haus der Kunst genau den Raum vorfinden, den sie für ihre Wirkung auch benötigen. Die Skulpturen sind auf das Wesentliche reduziert und üben eine große Faszination aus: man sieht ihnen die Bearbeitung mit der Säge an - sie haben eine starke Präsenz, ohne grob zu wirken. Auffällig sind die Ringe, die die Körper einige dieser Skulpturen umhüllen (z.B. Yellow Song; Zero Ende oder etwa Louise Fuller). Diese wirken dadurch weniger streng; sie verschafft diesen sogar eine gewisse Leichtigkeit und Verspieltheit, obwohl sie ja dadurch mehr Gewicht "tragen" müssen. Einige seiner Bilder, wie "Vorwärts im Mai" (2012) und "Rechts oder links herum?" (2011) sind in lichten, pastelligen Farben gemalt. Der Hintergrund ist zum Teil weiß und die Figuren auf dem Bild sind mit fahrigen, dünnen schwarzen Linien umrandet, die auch ihre Körper wie feine verzweigte Adern durchziehen. Eine wunderbare Ausstellung, deren Bilder und Skulpturen in den Räumen des Haus der Kunst ihre volle Wirkung entfalten können!
Die Ausstellung "Damals, dazwischen und heute" von Georg Baselitz ist bis zum 1.02.2015 im Haus der Kunst zu besichtigen.

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