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Sonntag, 27. Oktober 2013

Die Ausstellung "Lorna Simpson" im Haus der Kunst


Lorna Simpson: Waterbearer (1986)

Das Haus der Kunst zeigt die erste europäische Retrospektive der afrikanisch-amerikanischen Künstlerin Lorna Simpson (geboren in Brooklyn, New York), in der ihre Werke aus über 30 Jahren gezeigt werden. Die Ausstellung umfasst die Medien Fotografie, Film, Video und Zeichnung. Simpson wurde Mitte der 1980-ger Jahre mit großformatigen Fotografie-Text-Arbeiten bekannt, die afroamerikanische, weibliche - manchmal auch männliche - Gestalten ohne Köpfe bzw. Köpfe bis zu den Schultern zeigen, die dem Betrachter meist den Rücken zukehren. Simpson fügt auf wunderbare Weise die Fotografien mit Texten zusammen und beschäftigt sich mit Fragen der Identität und Erinnerung sowie Wirklichkeit und Fiktion. Dabei bleibt die Verbindung zwischen Bild und Sprache bewusst offen und lässt dem Betrachter viele Interpretationsmöglichkeiten.


Inspiriert von einer Beuys-Ausstellung in Paris, produziert Laura Simpson in den 1990er Jahren mehrteilige großformatige Filz-Abzüge von Landschaften, Interieurs und Architektur, die von Textpassagen begleitet werden. Um diese zu lesen, muss man nah genug herantreten und erfahren, was die - im Bild nicht sicht- aber hörbaren Personen "erzählen". Um das Bild als Ganzes aufzunehmen, muss man wieder zurücktreten, und kann so zwar das Bild  erfassen, nicht mehr aber die Texte. Nähe und Distanz sind beide wichtig, um ihre Werke zu begreifen und ebenso die Frage, wie das Gehörte das Gesehene durchdringt. Das "Gehörte" beeinflusst das "Gesehene" und lässt es verändert erscheinen: man sucht nach möglichen Spuren und findet sich unwillkürlich in einer "Geschichte" bzw. mitten in seinen eigenen Fantasien über eine mögliche Geschichte wieder.

In den Arbeiten der letzten zehn Jahre wendet sich Simpson Film- und Videoarbeiten zu, in denen die Personen intime und rätselhafte Konversationen bzw. Handlungen ausführen. (besonders bemerkenswert: das Video "Chess", das durch Trickfotografie zustande kam und in dem sie sowohl die Rolle der Frau als auch des Mannes übernimmt). Ihre jüngsten Arbeiten stellen dagegen Replikationen von 50-ger Jahre-Fotografien dar, in denen sie selbst die Position und Mimik der Dargestellten annimmt. So schlüpft Simpson in "1957-2009" in die Rolle einer Frau, die von Juni bis August 1957 in Los Angeles vor einer Kamera posiert, und ahmt ihre Frisur, Körperhaltung und Mimik perfekt nach.

Die Ausstellung ist wunderbar und absolut empfehlenswert! 

Die Ausstellung ist bis zum 02. Februar 2014 im Haus der Kunst zu sehen

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