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Freitag, 10. Januar 2014

Die Freunde des Haus der Kunst zu Besuch in der Burma/Myanmar- und Afrika-Ausstellung im Völkerkundemuseum


Die schwimmenden Gärten am Inle See. Da der See sehr flach ist,
werden die Felder und Beete mit Stangen verankert.
Noch bis zum 12.01.14 sind in der Sonderausstellung des Völkerkundemuseums (Goldenes Land. 100 Jahre Burma/Myanmar) Schwarz-Weiß-Fotografien von Christine Scherman aus dem Jahre 1911 zu sehen, die den Farbaufnahmen der Kunst- und Dokumentarfotografin Birgit Neider aus den Jahren 2010 und 2013 gegenübergestellt werden. Als Dr. Wolfgang Stein, der Kurator der Ausstellung, Birgit Neider kennenlernte und ihr die Aufnahmen von Christine Scherman zeigte, von deren Existenz sie bis dahin nichts wusste, entstand die Idee für die Ausstellung. Christine Scherman hatte in jungen Jahren eine Ausbildung als Fotografin erhalten und begleitete ihren Mann, den Direktor des Königlich Ethnographischen Museums, auf seinen Reisen - so auch 1910/1911 nach  Ceylon, Indien und Burma/Myanmar, wo sie ihre Eindrücke mit ihrer Plattenkamera dokumentierte. Die Aufnahmen zeigen, wie in Myanmar einerseits die Zeit stillzustehen scheint, andererseits auch hier die Globalisierung ihre Spuren hinterlässt. So werden Buddhafiguren heutzutage kaum noch mit Hammer und Meißel, sondern mit Hilfe des Fließbands produziert, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Haben die Bauern vor hundert Jahren ihre Felder noch mit Hilfe von Wasserbüffeln gepflügt, kommt heutzutage vielerorts der "Chinese Bull", ein Pflug mit chinesischem Motor, zum Einsatz. Andere Rituale hingegen, wie das Einbeinrudern zum Fischen, bei dem die Angler durch das Rudern mit den Beinen eine Hand zum Fischen frei haben, haben überlebt.  Eine wunderbare Ausstellung mit eindrucksvollen Fotografien!
Einbeinruderer auf dem Inle See
Fischer auf dem flachen Inle See














Die Ausstellung "Kunst aus Afrika. Themen der Künstler" gehört zu den Dauerausstellungen im Völkerkundemuseum. Sie beinhaltet Kunst aus Ländern südlich der Sahara und gehört mit ihrer Bronzekunst aus dem Reich Benin, den Kraftfiguren aus der Kongoregion und ihren Masken von Mali bis Tansania zu den weltweit bedeutendsten ihrer Art.
Hexenjägermaske
Dr. Stefan Eisenhofer, Leiter der Abteilung Afrika, relativiert gleich zu Beginn der Führung den Begriff der "Kunst", da es sich nicht um Kunstwerke im eigentlichen Sinne handelt, sondern um Figuren oder Masken, die hergestellt wurden, weil die Einheimischen von ihrer Kraft und Wirkung überzeugt waren. Die Masken, wie die ausgestellte "Hexenjägermaske", besteht nicht nur aus einer Gesichtsmaske, sondern auch aus Textilien, die den Körper bedecken, pflanzlichen Elementen, Muscheln und Federn, die Hexen aus der Luft (mit Hilfe der Federn), im Wasser (durch die Muscheln) und aus der Erde (mit Hilfe der Pflanzen) aufspüren und unschädlich machen sollen. Der starke Glaube an die Durchlässigkeit zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt lässt sich an den hölzernen Zwillingsfiguren und den kleinen Figuren erkennen, die Partner aus der Jenseitswelt darstellen und ebenso wie der eigene Partner im Diesseits gehegt und gepflegt werden wollen. Eine ganz besondere Faszination üben die Kraftfiguren auf die Besucher aus. In diesen konzentrieren sich - so ist die Vorstellung - die geistigen Kräfte von mächtigen Jenseitswesen (z.B. von Ahnen), die von Ritualexperten durch das Einschlagen von Nägeln aktiviert und wirksam gelenkt werden können.
Kraftfigur als doppelköpfiger Hund, 2. Hälfte 19. Jhd.
In der Ausstellung sind Kraftfiguren in der Gestalt eines doppelköpfigen Hundes, der über und über mit Nägeln gespickt ist, und einer Figur mit einem wunderschönen menschlichen Antlitz, die ein aufgebauschtes Gewand aus Leder und Fellen trägt, zu bewundern. Auch zeitgenössische Künstler, wie Ransome Stanley und Sokari Douglas Camp mit ihren großformatigen Gemälden sowie Romuald Hazoumé, der mit seinen Abfallmasken aus Kunststoff Berühmtheit erlangte, sind in der Ausstellung vertreten. Es ist bereichernd, in diese Welt einzutauchen und fremde Glaubenssätze kennenzulernen! Der Besuch des Völkerkundemuseums ist absolut lohnenswert!

Kraftfigur, Kongo, 2. Hälfte 19. Jhd.

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