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Sonntag, 23. März 2014

Die Freunde Haus der Kunst zu Besuch in der Sammlung Goetz

Gemälde von Anselm Kiefer & Gipsskulpturen von Mariá Bartuszová
Karsten Löckemann und Dr. Cornelia Gockel führten die Freunde Haus der Kunst durch die Ausstellung "Happy Birthday! 20 Jahre Sammlung Goetz". Anlässlich ihres Jubiläums öffnete Ingvild Goetz ihre Archive und zeigt mehr als 50 Arbeiten von zehn Künstlern, die noch gar nicht oder lange Zeit nicht in ihren Ausstellungen zu sehen waren. Etwa die Hälfte ihrer Sammlung wurde noch nie in der Öffentlichkeit gezeigt. Ingvild Goetz eröffnete 1972 ihre Galerie "Art and Progress" in Zürich, die sie nach einem Happening des Künstlers Wolf Vostell nicht mehr betreiben durfte. Daraufhin ging sie mit ihrer Galerie nach München, in der sie damals noch relativ unbekannte Künstler, wie Cy Twombly, Jürgen Klauke und Jannis Kounellis ausstellte. 1984 entschied sie sich, ihre Arbeit als Galeristin zu beenden und sich auf ihre Sammelleidenschaft mit den Schwerpunkten: Arte Povera, amerikanische Malerei der 1980-er Jahre, Young British Artists, Medienkunst, Fotografie und Papierarbeiten zu konzentrieren. Vor etwas mehr als zwanzig Jahren ließ sie für ihre Sammlung ein Museum von den Architekten Herzog & de Meuron bauen, die ihr von Freunden empfohlen wurden und die gewillt waren, auf ihre Wünsche und Vorstellungen einzugehen. Bis heute ist das schöne und schlichte Gebäude eine Attraktion für Architekturinteressierte aus aller Welt. Der erste Raum im Obergeschoss beherbergt die Arbeiten des japanischen Künstlers Shusaku Arakawa, den Goetz 1969 in New York besucht hat, nachdem sie Harald Szeemann zufällig auf dem Flug nach New York kennengelernt hatte und dieser ihr Künstler wie Andy Warhol und Arakawa vorstellte. Die Arbeiten des "bad-paintings"-Künstlers Neil Jenney - wie ein Journalist dessen Arbeiten genannt hatte -, der seine Leinwände kaum grundierte und nur knappe zwei Stunden für ein Gemälde brauchte (und die gerade deswegen heute sehr begehrt sind), stehen im nächsten Raum den Arbeiten des weniger bekannten Künstlers William Copley gegenüber.
Yayoi Kusama: Installation: The End of Sum-
mer, 1980; Gemälde: Sunset at the sea, 1998
Ohne Titel, Schaufensterpuppe,
Hocker, 1966
Besonders eindrucksvoll sind die zarten Bilder und auffälligen Installationen der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama, die in den 1960-er Jahren sogar zeitweise mit Donald Judd liiert gewesen sein soll und seit 1973 ihre Werke von einer Heilanstalt aus vollendet. Die Punkte und Netzmuster, die sie aufgrund ihrer Halluzinationen sieht, finden sich auf ihren Kunstwerken wieder und stellen ihr Markenzeichen dar. Ingvild Goetz stellt auch zahlreiche Skulpturen und Arbeiten der 2010 verstorbenen Künstlerin Louise Bourgeois aus, die lange Jahre unter der Autorität und Gewalttätigkeit ihres Vaters litt. Das veranschaulicht auch eine Skulptur von ihr sehr gut: ihr Vater stellt den großen Stuhl dar, unter den sich drei kleine Stühle - sie selbst und ihre zwei Brüder - kauern (Le Père, 1998). Dass ihre Eltern Tapisserie- und Stoffrestaurateure waren, inspirierte Louise Bourgeois zu zarten Stoffarbeiten, die Sonnenuntergänge darstellen und die aus der Ferne wie Aquarelle wirken. Ihre Aquarell-Serie auf Papier (Hang on, 2004) zeigt zarte Figuren und Gewächse, die nicht für sich alleine stehen; sie werden von Wünschen und Affirmationen begleitet. Einen besonderen Zauber strahlen auch die filigranen Skulpturen von Mária Bartuszová aus, die den mächtigen Gemälden ("Der Wolken heitere Stimmung", 2011 und "Die Ungeborenen", 2010-2011) von Anselm Kiefer gegenübergestellt werden. Geta Brātescu, die rumänische Künstlerin und
Geta Brātescu: Memorie-Strare fārā Titlu, 1990/91
Literaturwissenschaftlerin, die während des Ceausescu-Regimes nur im Verborgenen arbeiten konnte, ist mit einer mehrteiligen Collage vertreten, deren Papier-Bestandteile allesamt beschriftet sind. Von Hans-Peter Feldmann ist ein sehr schönes Schattenspiel zu sehen, dessen Figuren gleichsam zu schweben scheinen. Den Abschluss der Ausstellung bilden die lebensgroßen Gipsskulpturen von George Segal, von denen zwei (Couple on two Benches, 1985) auch im wundervollen Skulpturengarten des Museums zu finden sind. Eine wundervolle Ausstellung in einem sehr schönen Ambiente!
George Segal: Leon, 1989
Die Ausstellung ist bis zum 12. April 2014 in der Sammlung Goetz, Oberföhringer Str. 103, in 81925 München zu sehen.

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