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Mittwoch, 16. Oktober 2013

Simon Schubert: "Dämmerfluchten" in der Galerie THOMAS MODERN






Simon Schubert bei seiner Führung durch die Ausstellung

Die Galerie Thomas Modern zeigt die wunderbare Ausstellung des Kölner Künstlers Simon Schubert. Der 1976 geborene Künstler studierte Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie und war Assistent von Prof. Good am dortigen Philosophie-Lehrstuhl. Einflüsse für seine Arbeit sieht er in der Literatur, der Philosophie und dem Film. Schubert zaubert faszinierende Illusionswelten aus Papier: durch eine (nur ihm bekannte und sorgsam gehütete) Technik des Faltens gelingt ihm die Verwandlung des zweidimensionalen Mediums Papier in die Dreidimensionalität. Seine gerahmten Papierarbeiten, die Innenräume mit Säulen, Treppen, vielen Gängen und Türen darstellen, erzeugen eine Tiefe, die man auf den ersten Blick nicht erwartet. Im kleineren Ausstellungsraum zur Linken ergeben die Papierbilder, kurz hintereinandergeschaltet,  einen Film - die Wirkung ist frappierend: bei der Betrachtung des Films fällt auf, dass seine Bilder einen kleinen Bereich – einem Schatten gleich – „faltenfrei“ lassen, so dass man den Eindruck erhält, ein undefinierbares Wesen, vielleicht ein Kind, vielleicht aber auch ein Geist, husche durch die Gänge und Türen seiner Räume. Speziell für die Galerie Thomas Modern hat Schubert einen weißen und einen ganz schwarzen Raum geschaffen, deren Wände aus riesigen gefalteten Papierbögen bestehen. Der dunkle Raum, der ursprünglich auch aus weißen Papierbögen hergestellt und nachträglich mit Graphit geschwärzt wurde, entfaltet eine besondere Wirkung. Wenn man ihn betritt, muss man sich zunächst an die Dunkelheit gewöhnen. Nach und nach erkennt man – wie in einen hellen Lichtschein getaucht - die Umrisse von Schloss Schleißheim, einen Kronleuchter und Porträts sowie Ansichten von Innenräumen an den Wänden. Der Raum strahlt eine eigenartige Ruhe aus und man fühlt sich buchstäblich in eine andere Zeit versetzt.

Schuberts Skulpturen in den Installationsräumen und im großen Ausstellungsraum verleiten einen aufgrund ihrer haptischen Oberfläche (Haare oder Federn) dazu, sie anzufassen. Sie sind meist gesichtslos und sind z.B.– wie seine liegende Skulptur – vollkommen überwuchert von Haaren, wodurch man sich einerseits merkwürdig angezogen, andererseits aber auch abgestoßen fühlt. Nicht unerwähnt bleiben soll die kleine Kabine, die mitten im Raum steht und in die man von zwei Seiten hineinschauen bzw. hineingehen kann. Sie sorgt für einen interessanten Wahrnehmungseffekt, den ich hier nicht verraten möchte – einfach ausprobieren! Die Ausstellung ist zauberhaft und unbedingt empfehlenswert!

Galerie Thomas Modern, Türkenstr. 16, 80333 München, Ausstellung: bis zum 23.11. 

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