Simon Schubert bei seiner Führung durch die Ausstellung
Die Galerie
Thomas Modern zeigt die wunderbare Ausstellung des Kölner Künstlers Simon
Schubert. Der 1976 geborene Künstler studierte Bildhauerei an der Düsseldorfer
Kunstakademie und war Assistent von Prof. Good am dortigen Philosophie-Lehrstuhl.
Einflüsse für seine Arbeit sieht er in der Literatur, der Philosophie und dem
Film. Schubert zaubert faszinierende Illusionswelten aus Papier: durch eine
(nur ihm bekannte und sorgsam gehütete) Technik des Faltens gelingt ihm die
Verwandlung des zweidimensionalen Mediums Papier in die Dreidimensionalität.
Seine gerahmten Papierarbeiten, die Innenräume mit Säulen, Treppen, vielen
Gängen und Türen darstellen, erzeugen eine Tiefe, die man auf den ersten Blick
nicht erwartet. Im kleineren Ausstellungsraum zur Linken ergeben die Papierbilder,
kurz hintereinandergeschaltet, einen
Film - die Wirkung ist frappierend: bei der Betrachtung des Films fällt auf,
dass seine Bilder einen kleinen Bereich – einem Schatten gleich – „faltenfrei“
lassen, so dass man den Eindruck erhält, ein undefinierbares Wesen, vielleicht
ein Kind, vielleicht aber auch ein Geist, husche durch die Gänge und Türen
seiner Räume. Speziell für die Galerie Thomas Modern hat Schubert einen weißen
und einen ganz schwarzen Raum geschaffen, deren Wände aus riesigen gefalteten
Papierbögen bestehen. Der dunkle Raum, der ursprünglich auch aus weißen
Papierbögen hergestellt und nachträglich mit Graphit geschwärzt wurde,
entfaltet eine besondere Wirkung. Wenn man ihn betritt, muss man sich zunächst
an die Dunkelheit gewöhnen. Nach und nach erkennt man – wie in einen hellen
Lichtschein getaucht - die Umrisse von Schloss Schleißheim, einen Kronleuchter und
Porträts sowie Ansichten von Innenräumen an den Wänden. Der Raum strahlt eine
eigenartige Ruhe aus und man fühlt sich buchstäblich in eine andere Zeit
versetzt.
Schuberts Skulpturen
in den Installationsräumen und im großen Ausstellungsraum verleiten einen
aufgrund ihrer haptischen Oberfläche (Haare oder Federn) dazu, sie anzufassen.
Sie sind meist gesichtslos und sind z.B.– wie seine liegende Skulptur –
vollkommen überwuchert von Haaren, wodurch man sich einerseits merkwürdig
angezogen, andererseits aber auch abgestoßen fühlt. Nicht unerwähnt bleiben
soll die kleine Kabine, die mitten im Raum steht und in die man von zwei Seiten
hineinschauen bzw. hineingehen kann. Sie sorgt für einen interessanten
Wahrnehmungseffekt, den ich hier nicht verraten möchte – einfach ausprobieren! Die
Ausstellung ist zauberhaft und unbedingt empfehlenswert!
Galerie Thomas Modern, Türkenstr. 16, 80333 München, Ausstellung: bis zum 23.11.
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