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Montag, 27. Januar 2014

Ausstellung "Decolonize München" im Münchner Stadtmuseum

Installation von Georges Adéagbo im Münchner Stadtmuseum, kuratiert von Stephan Köhler
Die Ausstellung "Decolonize München" ist ein Spiegel für das zunehmende Interesse an einem angemessenen Umgang mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands im öffentlichen Raum. Deutschland wurde Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Kolonialmacht, als die europäischen Großmächte nach der Berliner Afrikakonferenz (1884) den afrikanischen Kontinent unter sich aufteilten. Togo, Kamerun, Südwestafrika und große Gebiete Ostafrikas wurden zu deutschen Kolonien. Erst mit dem Versailler Vertrag (1919) musste Deutschland nach dem ersten Weltkrieg seine Kolonien abtreten. Eine revisionistische Bewegung forderte deren "Rückgabe" und verklärte die Kolonialherrschaft in Denkmälern, Romanen, Filmen und Straßennamen. Die Ausstellung geht den Spuren des Kolonialismus nach, die heute noch in München sichtbar sind: zahlreiche Namen von Geschäften bzw. Apotheken (z.B. Mohren-Apotheke) und Straßennamen erinnern an die beanspruchten Gebiete und an ehemalige koloniale Akteure (z.B. Wissmannstraße nach dem Kolonial-Offizier Hermann von Wissmann). In München wurden bisher zwei Straßennamen ausgetauscht; der Ausländerbeirat hat die Umbenennung von 12 weiteren Namen beantragt. Besonders eindrucksvoll ist die Rauminstallation des afrikanischen Künstlers Georges Adéagbo aus Benin mit seinen Bildern, Fotos, Skulpturen, Büchern und Gegenständen. Mit Geschichtsbüchern, Zeitschriften und Fotokopien nimmt er Bezug auf die Kolonialgeschichte Deutschlands sowie die Sammlung des Stadtmuseums. Die Münchner Kultur mit ihrem Bier, den Biergärten und dem Oktoberfest überzeichnet er klischeehaft und stellt sie exotischen Projektionen der Europäer auf Afrika gegenüber. Eine sehr interessante Ausstellung, die unsere Wahrnehmung hinsichtlich dieses Themas sensibilisiert!
Die Ausstellung ist bis zum 23. Februar im Münchner Stadtmuseum zu sehen. 

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