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Freitag, 31. Januar 2014

Ausstellungseröffnung: "Bilder in der Zeit. Sammlung Goetz im Haus der Kunst"

Sam Taylor-Wood: The Servant, 2007
Die von Patrizia Dander kuratierte Ausstellung "Bilder in der Zeit. Sammlung Goetz im Haus der Kunst" behandelt die Verbindung zwischen Malerei und Film bzw. zwischen Bild und Bewegtbild. In den Filmen und Diaprojektionen steht meist das - an Vorbilder aus der Malerei angelehnte - sorgfältig komponierte Einzelbild im Mittelpunkt. Den Faktor Zeit erfährt man in den Werken weniger als eine Abfolge von Handlungen  als durch die Langsamkeit, mit der Bilder auf andere Bilder folgen oder - wie beim Tableau vivant - lange Zeit bestehen bleiben, ohne dass irgendeine Handlung erfolgt. Das Tableau vivant ist eine, in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Frankreich entstandene Theaterform, in der Kunstwerke durch lebende Personen nachgestellt wurden. Bei bürgerlichen oder auch kirchlichen Festen waren diese Theaterdarbietungen sehr beliebt. Die englische Künstlerin Sam Taylor-Wood (geboren 1967 in London) greift das Thema des Tableau vivant in seinem Videofilm (2007) auf, in dem der englische Autor James Fox in einer vierminütigen, unbewegten Einstellung versucht, sich vor einem Haus eine Zigarette anzuzünden. Eine Frau, die in diesem Haus am Tisch sitzt, blickt unbewegt auf die Straße. Dass Zeit vergeht, erkennt man lediglich an dem Flackern des Feuerzeugs.
Fischli & Weiss: Blumenprojektion, Herbst (1998)
An Stillleben erinnert das Werk die "Blumenprojektion. Herbst" von Fischli & Weiss. Durch die langsame Überblendung von einem Dia zum nächsten, erfährt man Zeit als Wandel, als Veränderung. Die Schönheit der Blumenarrangements zeigt sich in den Momenten der Überblendung, wenn diese eine fast unwirkliche Wirkung entfalten. Seth Price hingegen verknüpft in seiner Diashow einzelne Gemälde, die er im Internet über eine Suchmaschine gefunden hat, zu einer Geschichte, die sich mehr und mehr verstrickt. Der Künstler Markus Selg (geboren 1974) ist mit zwei Filmen vertreten: mit "Moloch" (2007) und "Storrada" (2011). Moloch zeigt eine Industrieanlage und eine überdimensionale mexikanische Steinskulptur mit einem geöffneten Schlund. Auch hier erkennt man das Vergehen von Zeit nur durch den aufsteigenden Rauch und die wechselnde Beleuchtung. In Storrada erzählt er in langsamen Bildern die Geschichte einer Wikinger-Königin aus dem 10. Jahrhundert, die sich weigert den christlichen Glauben anzunehmen und sich in die Natur zurückzieht. Robin Rhode (geboren 1976 in Kapstadt) zeigt in seiner Videoprojektion: "Untitled, Spade for Spade" Zeichnungen eines Mannes, der mit einem Spaten eine Zeichnung ausgräbt, die diesen Spaten abbildet. Der Spaten, der ihm gute Dienste geleistet hat, wird zurückgelassen und er entfernt sich mit dem Bild: das Bild des Spatens ersetzt den echten Spaten. Rhode schneidet auf subtile Weise viele Themen, wie Sehnsucht, Wunschdenken, Projektion, Vergänglichkeit, Verlassenwerden, Nutzendenken an. Ein schöner Film und eine gelungene Ausstellung, für die man vor allem eines mitbringen sollte: Zeit.
Robin Rhode: Untitled, Spade for Spade, 2005
Robin Rhode: Untitled, Spade for Spade, 2005











Die Ausstellung ist bis zum 22. Juni im Haus der Kunst (im ehemaligen Luftschutzkeller) zu sehen.

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