Seiten

Samstag, 12. Juli 2014

Talk mit Dr. Ulrich Wilmes und Silvia Langen anlässlich der kommenden Baselitz-Ausstellung im Haus der Kunst


Dr. Ulrich Wilmes und Silvia Langen im Gespräch

Silvia Langen, Kunsthistorikerin, Buchautorin und Moderatorin, und Dr. Ulrich Wilmes, Hauptkurator im Haus der Kunst, führten anlässlich der Eröffnung der Baselitz-Ausstellung am 18. September im Haus der Kunst ein spannendes Gespräch. Dieses bezog sich auf den Werdegang Baselitz', sein Werk und die Arbeiten, die ab Herbst im Haus der Kunst zu sehen sein werden. Georg Baselitz wurde 1938 in Deutschbaselitz/Sachsen als Hans-Georg Kern geboren. Er studierte an der Kunsthochschule Weißensee in Ostberlin und musste diese wegen gesellschaftspolitischer Unreife verlassen, da er sich lieber mit Picasso beschäftigte als zum obligatorischen Praxiseinsatz in ein Kombinat zu fahren. 1957 zog er in den Westen und studierte an der Hochschule der Künste in Berlin. Dennoch fühlte er sich wie ein "unfreiwilliger Immigrant", weil er auch hier eine festgefahrene Gesellschaft vorfand, die sich beispielsweise gegen eine Aufarbeitung ihrer Vergangenheit wehrte. Nach seiner ersten Einzelausstellung in der Berliner Galerie Werner & Katz, die vom Publikum weitgehend ignoriert wurde, führte ein von seinem Galeristen inszenierter Skandal, in dessen Nachgang zwei seiner Gemälde: "Die große Nacht im Eimer" und "Der nackte Mann" von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt wurden, dazu, dass er von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Bereits als junger Künstler faszinierten ihn Jackson Pollock und Willem de Kooning, deren Werke er im Rahmen einer Ausstellung in Berlin zum ersten Mal sah und deren Bilder ihn förmlich überwältigten. In Baselitz' Remix-Bildern, in denen er alte Bilder neu bearbeitet, finden sich Anklänge an die Farben de Koonings, sie wirken leichter und farbiger als seine bisherige Arbeiten. In Baselitz' Werk finden sich immer wiederkehrende Themen: die Helden, der Adler, die Figur, das Porträt und die Gruppe, denen er sich von neuem zuwendet und sie bearbeitet - sie sind mit seiner Biographie eng verknüpft. Ende der 1960-er Jahre fängt Baselitz an, die Bilder auf den Kopf gestellt zu malen, um damit den Konflikt, den er zwischen Wirklichkeit einerseits und Repräsentation andererseits sieht, für sich aufzulösen. So vergrößert er die Distanz zwischen den beiden Ebenen und betont die Eigenständigkeit der Malerei. Bei den sogenannten "schwarzen Bildern" aus dem Jahre 2013, die im Prinzip Nachtbilder darstellen, wollte Baselitz Grenzen ausloten: er wollte testen, wie weit er gehen konnte, dass gerade noch etwas auf den Bildern zu erkennen ist. Gemeinsam mit seinen schwarzen Bildern werden Baselitz' überlebensgroße, schwarze Bronzeskulpturen im September im Haus der Kunst zu sehen sein. Ein großer Dank an Silvia Langen und Dr. Ulrich Wilmes, denen es gelungen ist, die Vorfreude auf diese Ausstellung im Vorfeld gehörig zu schüren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen