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Sonntag, 21. September 2014

Preview der Baselitz-Ausstellung: "Damals, dazwischen und heute" im Haus der Kunst

Georg Baselitz bei seiner Eröffnungsrede anlässlich der Preview im Haus der Kunst
Die Preview der mit Spannung erwarteten großen Baselitz-Ausstellung im Haus der Kunst fand am 17. September vor großem Publikum statt. Neben den wiederkehrenden Themen, wie Figur und Adler, stehen Baselitz' aktuelle schwarze Bilder und seine monumentalen Bronzefiguren im Mittelpunkt. Als Okwui Enwezor im vollen Terrassensaal seine Eröffnungsrede mit dem Satz abschließt: "the exhibition looks great here", klatscht der anwesende Georg Baselitz als erster Beifall. Ulrich Wilmes weist in seinem Vortrag darauf hin, dass es sich nicht um "greatest Hits" handelt, die ausgestellt werden, sondern wenige ausgesuchte Motive, wie z.B. den Adler und die Porträts von Baselitz' Ehefrau, deren Ikonografie man zurück verfolgen kann. Baselitz - so Ulrich Wilmes - arbeitet selbstreflektiv, seine neuen Bilder sind von dem Versuch gekennzeichnet, eine Neuinterpretation zu wagen und damit sein eigenes Werk nach vorne zu bringen. Als der Künstler das Wort ergreift, ist dies der Auftakt zu einer launigen und selbstkritischen, humorvollen und gleichzeitig ironischen Rede. Er freue sich sehr über diese Ausstellung; die Situation sei ihm jedoch auch etwas peinlich. Er drückt seine Befürchtung aus, dass man ihn nicht verstehe, ihm misstraue und erwähnt, dass selbst Freunde seine Reaktion nicht nachvollziehen könnten. Seine Modelle hätten sich im Laufe der Jahre nicht verändert - z.B. seine Frau Elke, die er in den folgenden Jahren auch als Negativ-Bild gemalt habe - seine Malerei hingegen schon. Jedes Mal, wenn er sich einem bestimmten Motiv nach einiger Zeit von neuem zuwende, sage er sich: "Das bist du nicht, das ist jemand anderes gewesen und der ist viel besser als du".
Die schwarzen Bilder erfordern ein genaues Hinsehen: Baselitz hat die bunten Farben so lange mit schwarzer Farbe gemischt, bis sich Bildgegenstand und Bildhintergrund kaum noch voneinander unterscheiden. In diese Bilder taucht man als Betrachter regelrecht ein und wartet, bis sich aus dem dunklen Grund Gestalten herausschälen. Passend zu den schwarzen Bildern gibt es
Louise Fuller, 2013
übermenschlich große Bronzeskulpturen zu sehen, die im Haus der Kunst genau den Raum vorfinden, den sie für ihre Wirkung auch benötigen. Die Skulpturen sind auf das Wesentliche reduziert und üben eine große Faszination aus: man sieht ihnen die Bearbeitung mit der Säge an - sie haben eine starke Präsenz, ohne grob zu wirken. Auffällig sind die Ringe, die die Körper einige dieser Skulpturen umhüllen (z.B. Yellow Song; Zero Ende oder etwa Louise Fuller). Diese wirken dadurch weniger streng; sie verschafft diesen sogar eine gewisse Leichtigkeit und Verspieltheit, obwohl sie ja dadurch mehr Gewicht "tragen" müssen. Einige seiner Bilder, wie "Vorwärts im Mai" (2012) und "Rechts oder links herum?" (2011) sind in lichten, pastelligen Farben gemalt. Der Hintergrund ist zum Teil weiß und die Figuren auf dem Bild sind mit fahrigen, dünnen schwarzen Linien umrandet, die auch ihre Körper wie feine verzweigte Adern durchziehen. Eine wunderbare Ausstellung, deren Bilder und Skulpturen in den Räumen des Haus der Kunst ihre volle Wirkung entfalten können!
Die Ausstellung "Damals, dazwischen und heute" von Georg Baselitz ist bis zum 1.02.2015 im Haus der Kunst zu besichtigen.

Dienstag, 26. August 2014

Sean Duffy 'Paintings' in der Galerie Susanne Vielmetter Los Angeles Projects

Sean Duffy: If You can't beat 'em bite 'em (2014)

Susanne Vielmetter zeigt in ihrer Galerie Los Angeles Projects eine wunderbare Ausstellung des amerikanischen Künstlers Sean Duffy, mit dem sie bereits seit 13 Jahren zusammen arbeitet. Jean Duffy, der für seine Skulpturen sowie Installationen aus recyceltem und Fund-Material bekannt ist, hat bei seiner letzten Ausstellung vor zwei Jahren seine Garage, die ihm als Atelier dient, bei Susanne Vielmetter maßstabsgetreu aufgebaut und inklusive aller Kunstwerke, aber auch mit dem restlichen Inventar verkauft - und sich damit quasi selbst recycelt. 
Sean Duffy: Rufous (2014)
Mit seinen neuen Gemälden bricht er bewusst mit seiner bisherigen, eher rückwärtsgewandten Zugangsweise zur Kunst und wendet sich einer anderen, aktiven Herangehensweise zu. Seine neuen Werke sind Gemälde, bei denen er mit Luftgewehren und anderen Waffen nasse Farbklumpen auf die Leinwand 'schießt', die beim Aufprall gewollte Spritzspuren hinterlassen. Vielleicht sind sie auch als Referenz an Niki de Saint Phalle gedacht, mit der er sich während seines Kunststudiums an der UCSD (University of California San Diego) näher beschäftigt hat, und die von 1960 - 1963 mit ihren 'Shooting Paintings' für Aufsehen sorgte. Mal sind die Farbpunkte näher zusammen, so dass sie fast miteinander verschmelzen, mal rinnt Farbe in einzelnen, dramatischen Fäden hinunter, wie bei dem Bild 'Rufous' (2014), das ganz in rot gehalten ist. 
Sean Duffy: Teared Up (2014)
Das Bild 'Specular Reflection' (2014) wirkt wie mehrere aufgefädelte, unterschiedlich große Glieder einer Kette nebeneinander, die zum Teil aufgeplatzt sind - oder wie schwarze, verwischte Tränen, die das Bild hinunterlaufen. Die strenge Anordnung der Farbkleckse lässt die Werke minimalistisch erscheinen und wird durch ihre spinnenfadenartige Ausbreitung in alle Richtungen wunderbar konterkariert. 
Sean Duffy: Specular Reflection (2014)
Seine Arbeit wirkt poetisch, obwohl Duffy der Leinwand durch Kugeln zusetzt - wie in 'Teared Up', bei dem die Leinwand erst mit türkisfarbenem Autolack (mit dem treffenden Namen 'One Shot') gestrichen und danach durch Schüsse in der Mitte wieder 'aufgerissen' wurde - teilweise sind die Kugeln noch zu sehen. 
Sean Duffy spielt mit Gegensätzen: die genaue Anordnung der Farbkleckse und ihr nicht vorhersagbares 'Aufplatzen'; die Arbeit wirkt nicht grob, sondern fein und ausgeklügelt. Seine sehr männliche Herangehensweise an die Kunst wird ausgerechnet in einer Galerie gezeigt, die bekannt ist für ihre feministischen Positionen. Eine wunderbare Ausstellung mit energiegeladenen Bildern!

Die Ausstellung war bis zum 23. August in der Galerie Susanne Vielmetter Los Angeles Projects zu sehen; 6006 Washington Boulevard, 90232 Culver City.

Samstag, 23. August 2014

Ein Besuch in der Bergamot Station in Santa Monica

Marnie Weber: Sea Witch (2010-2014)
Die Bergamot Station in Santa Monica ist eine zu einem Galerienkomplex umfunktionierte alte Trambahnstation. Die Rosamund Felsen Galerie präsentiert die vom Künstler Steven Hull kuratierte Ausstellung: 'My little Boat of Sorrow', die großformatige Skulpturen, Zeichnungen, Videos und Gemälde enthält. Sehr berührend ist die Skulptur der Künstlerin Marnie Weber 'Sea Witch' (2010-2014), die in einem Boot drei Gestalten darstellt: einen, den Kopf hängend lassenden Vogel in Menschengestalt mit Schnabel und Klauen in einem weißen Gewand, ein Schwein mit einer königlich anmutenden Pellerine und eine schwarzgekleidete Nonne mit einer venezianischen Silbermaske. Die Körperhaltung dieser Wesen drückt unendliche Traurigkeit und gleichzeitig auch Hinnahme ihres Schicksals aus. Tami Demaree reiht eine Gruppe kleiner gleichartiger, stämmiger Puppen mit wirren Haaren und zum Teil unterschiedlichen Gesichtsausdrücken in Reih und Glied auf einem Bord auf ('Only Child', 2014). Im Nebenraum wartet eine Armee von Kunststoffskeletten, angelehnt an die Wand. In der benachbarten Galerie Leslie Sacks Contemporary werden Editionen von Alex Katz, Richard Serra, Ölgemälde des wunderbaren kalifornischen Künstlers Alex Weinstein sowie großformatige, poetische Papierarbeiten von Zhuang Hong Yi, gezeigt. Lia Skidmore präsentiert unter anderem Ölgemälde von Bradley Hankey, die einen von Kalifornien träumen lassen - Umrisse von kubistischen Gebäuden geben den Blick auf hochgewachsene Palmen frei. Larry Cohen präsentiert in der Craig Krull Gallery die Schönheit des Santa Monica Beach in Öl. Der Besuch der Bergamot-Station lohnt sich immer - Galerie reiht sich an Galerie. Empfehlenswert ist auch ein Abstecher in das kleine, aber feine Santa Monica Museum of Art auf dem gleichen Gelände, in dem zur Zeit großformatige Bilder von Robert Swain (The Form of Color) zu sehen sind, die bei der Betrachtung zu flirren scheinen!
Alex Weinstein: Untitled (2014)

Bergamot Station, Santa Monica, 2525 Michigan Avenue

Donnerstag, 21. August 2014

Exkurs: "Made in L.A. 2014"-Ausstellung im Hammer-Museum in Los Angeles


Alice Könitz: LAMOA, 2014
Anlässlich der zweiten Biennale-Ausstellung 'Made in L.A. 2014' im Hammer-Museum sind Gemälde, Fotografien, Installationen, Skulpturen und Video-Arbeiten von 35 jungen, aufstrebenden Künstlern zu sehen, die in Los Angeles leben und die meisten dieser Arbeiten speziell für diese Ausstellung angefertigt haben. Zwei - von Künstlern gegründete - Mikroinstitutionen wurden, ebenso wie ein Radiosender und ein Tanzstudio, eingeladen, unterschiedliche Projekte und Performances während der Biennale vorzustellen. 'Made in L.A. 2014' wurde von der Hauptkuratorin des Hammer-Museums, Connie Butler, und dem freien Kurator, Michael Ned Holte, kuratiert, die im Vorfeld zahlreichen Künstler-Ateliers in Koreatown, Inglewood, Highland Park, Eagle Rock, Laguna Beach und Venice einen Besuch abstatteten. Die deutsche Künstlerin Alice Könitz tritt als Kuratorin ihres eigenen, von ihr in Eagle Rock gegründeten Kunstraums "LAMOA" (Los Angeles Museum of Art) in Erscheinung und präsentiert einen Teil der Gemälde sowie Installationen ihrer Künstlerkollegen unter anderem in einem eigens dafür gebauten modularen Holzraum mit Schiebewänden. Emily Mast begeistert mit ihrem Videofilm "ENDE" (like a New Beginning, 2014), einer Performance, die im Hammer-Museum aufgenommen wurde und die eine besondere Verbindung zwischen Theater, Tanz und Performance herstellt. Ihre Videofilme zeichnen sich durch ein hyperstilisiertes Set, eine schnelle Choreographie und ein absurdes Skript aus. Die in der Performance verwendeten und vorkommenden Gegenstände, wie verschnürte Pakete, Bälle, Zitronen und Baguettes, finden sich in der Ausstellung als Installationen wieder und werden zu unbenannten Zeitpunkten durch Live-Performances wieder zum Leben erweckt. Einen sehr schönen, nachdenklichen und melancholischen Film hat die Fotografin und Videokünstlerin Judy Fiskin zu Ehren ihrer 93-jährigen Mutter gedreht, die langsam ihr Augenlicht verliert. In "I'll remember Mama" (2013), hat sie sich zum Ziel gesetzt, ihre Mutter jetzt zu porträtieren und nicht erst nach ihrem Tod. Ihre Mutter lebt seit vielen Jahren in einem der edlen Hochhäuser am Wilshire-Boulevard, wo auch das Hammer-Museum angesiedelt ist; viele ihrer Freunde sind mittlerweile gestorben. Abends - so die Künstlerin in ihrem Film - spiegeln sich die Lichter der vorbeifahrenden Autos an den Fensterscheiben wie Tränen, die am Haus hinunterlaufen. Der Blick auf die gerahmten Bilder und Fotografien sowie in die Schubladen mit Geschirr und Silberbesteck lässt die Erinnerung an viele Benimmregeln aufkommen, die die Künstlerin als Kind von ihrer Mutter gelernt hat und die sie überdauern werden. In einer der ersten Einstellungen spricht Fiskin spricht davon, den 'richtigen' Abstand zu ihrer Mutter zu finden - vermutlich nicht nur aus dem Grund, weil deren Augenlicht schwindet. Die 1972 geborene Künstlerin Marcia Hafif zeigt kleinformatige, monochrome Bilder, die erst auf den zweiten Blick eröffnen, dass sie nicht so gleichmäßig sind, wie sie anfangs erscheinen. Eine ganz besondere Wirkung entfaltet auch Gabriel Kuris Skulptur "donation fountain" (2014) aus gebogenem Stahlrohr und Draht, die von Münzen auf dem Boden umgeben ist. Gabriel Kuris Skulpturen zeichnen sich durch eine reduzierte Formensprache aus - er verwendet natürliche, industrielle und kommerzielle Materialien, die er in einem verfremdeten Zusammenhang einsetzt. Die Ausstellung vermittelt einen wunderbaren Überblick über die vielfältigen Arbeiten junger und eher unbekannter Künstler aus Los Angeles, deren Arbeit auf diese Weise eine Würdigung erfährt. Absolut sehenswert!

Die Ausstellung 'Made in L.A. 2014' ist noch bis zum 7. September 2014 im Hammer-Museum in Beverly Hills zu sehen.

Samstag, 12. Juli 2014

Talk mit Dr. Ulrich Wilmes und Silvia Langen anlässlich der kommenden Baselitz-Ausstellung im Haus der Kunst


Dr. Ulrich Wilmes und Silvia Langen im Gespräch

Silvia Langen, Kunsthistorikerin, Buchautorin und Moderatorin, und Dr. Ulrich Wilmes, Hauptkurator im Haus der Kunst, führten anlässlich der Eröffnung der Baselitz-Ausstellung am 18. September im Haus der Kunst ein spannendes Gespräch. Dieses bezog sich auf den Werdegang Baselitz', sein Werk und die Arbeiten, die ab Herbst im Haus der Kunst zu sehen sein werden. Georg Baselitz wurde 1938 in Deutschbaselitz/Sachsen als Hans-Georg Kern geboren. Er studierte an der Kunsthochschule Weißensee in Ostberlin und musste diese wegen gesellschaftspolitischer Unreife verlassen, da er sich lieber mit Picasso beschäftigte als zum obligatorischen Praxiseinsatz in ein Kombinat zu fahren. 1957 zog er in den Westen und studierte an der Hochschule der Künste in Berlin. Dennoch fühlte er sich wie ein "unfreiwilliger Immigrant", weil er auch hier eine festgefahrene Gesellschaft vorfand, die sich beispielsweise gegen eine Aufarbeitung ihrer Vergangenheit wehrte. Nach seiner ersten Einzelausstellung in der Berliner Galerie Werner & Katz, die vom Publikum weitgehend ignoriert wurde, führte ein von seinem Galeristen inszenierter Skandal, in dessen Nachgang zwei seiner Gemälde: "Die große Nacht im Eimer" und "Der nackte Mann" von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt wurden, dazu, dass er von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Bereits als junger Künstler faszinierten ihn Jackson Pollock und Willem de Kooning, deren Werke er im Rahmen einer Ausstellung in Berlin zum ersten Mal sah und deren Bilder ihn förmlich überwältigten. In Baselitz' Remix-Bildern, in denen er alte Bilder neu bearbeitet, finden sich Anklänge an die Farben de Koonings, sie wirken leichter und farbiger als seine bisherige Arbeiten. In Baselitz' Werk finden sich immer wiederkehrende Themen: die Helden, der Adler, die Figur, das Porträt und die Gruppe, denen er sich von neuem zuwendet und sie bearbeitet - sie sind mit seiner Biographie eng verknüpft. Ende der 1960-er Jahre fängt Baselitz an, die Bilder auf den Kopf gestellt zu malen, um damit den Konflikt, den er zwischen Wirklichkeit einerseits und Repräsentation andererseits sieht, für sich aufzulösen. So vergrößert er die Distanz zwischen den beiden Ebenen und betont die Eigenständigkeit der Malerei. Bei den sogenannten "schwarzen Bildern" aus dem Jahre 2013, die im Prinzip Nachtbilder darstellen, wollte Baselitz Grenzen ausloten: er wollte testen, wie weit er gehen konnte, dass gerade noch etwas auf den Bildern zu erkennen ist. Gemeinsam mit seinen schwarzen Bildern werden Baselitz' überlebensgroße, schwarze Bronzeskulpturen im September im Haus der Kunst zu sehen sein. Ein großer Dank an Silvia Langen und Dr. Ulrich Wilmes, denen es gelungen ist, die Vorfreude auf diese Ausstellung im Vorfeld gehörig zu schüren.

Mittwoch, 4. Juni 2014

Führung durch die ARTMUC mit den Freunden Haus der Kunst

Jessica Kallage-Götze: Im Schatten der Bäume, Wachsfigur 2011
Der Veranstalter Raiko Schwalbe führte die Freunde Haus der Kunst gemeinsam mit seinen Teammitgliedern Ulrike Baumgartner und Laura Sánchez Serrano am Freitag durch die zum ersten Mal stattfindende Kunstmesse ARTMUC (auf der Praterinsel). Auf der ARTMUC hatten etwa 100 ausstellende Künstler die Gelegenheit, sich selbst und ihre Arbeit zu präsentieren und mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen. Im Projekthaus konnte man den Künstlern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Ein Highlight war die Begegnung mit dem Streetart-Künstlerduo Akut und Herakut, das seine Bilder auf Holzpaneelen präsentierte. Der Tape-Art-Künstler Max Zorn führte vor,
Herakut, 2014
wie er mit braunem Paketklebeband seine Leuchtkästen-Bilder produziert. Zauberhaft waren auch die Stoffarbeiten der Textilkünstlerin Nora Gres, deren Arbeiten wie auf Stoff gebannte Illustrationen und Modeaufnahmen wirken. Beim Rundgang durch die Ausstellungsräume konnte man viele interessante Arbeiten entdecken, wie z.B. die der Münchner Künstlerin Astrid Köhler, die unter anderem Bilder von 'verletztem' und bandagiertem Obst sowie Gemüse präsentierte, 
Astrid Köhler, 2014
die mit einem Augenzwinkern zu genießen sind und durch ihre feine Malweise auffallen. Ein Hingucker waren auch die rätselhaft wirkenden, lebensgroßen, weißen Wachsfiguren der Künstlerin Jessica Kallage-Götze, die einen in eine Märchenwelt zu entlocken scheinen. Die Videokunst-Installationen von Betty Mü ließen phantastische Illusionen, wie Sternenregen oder ein aufgehendes Blumenmeer, entstehen. Ein wunderbares Kunsterlebnis mit einer tollen, fachkundigen Führung!
Max Zorn - Tape Art
Die ARTMUC war vom 29. Mai bis zum 1. Juni 2014 auf der Praterinsel zu besichtigen. 

Freitag, 30. Mai 2014

Kunstreise nach London mit den Freunden Haus der Kunst

Giuseppe Penone: Scrigno (2007), Gagosian Gallery
Gleich der erste Abend in London wartete mit einem Highlight auf: die Giuseppe-Penone-Ausstellung "Circling" in der Gagosian Gallery. Die weitläufigen und hohen Räume der Galerie sind für Penones Skulpturen wie geschaffen. Im ersten Raum befindet sich eine etwa 20 m langes Werk, das aus weißen, fein geäderten, Marmorplatten besteht (Sigillo, 2008). Ein Zylinder aus Marmor, der an einen Baumstamm erinnert und dessen fein gemaserte Äderchen herausgearbeitet wurden, so dass er - einem Stempel bzw. Siegel gleich, den man in seiner Vorstellung auf die nachfolgenden Platten rollt - in die Marmorplatten sein Muster gleichsam "einritzt", vermittelt die Illusion, man könnte ihn leicht bewegen. "Scrigno" (2007) ist eine ca. 15 Meter lange Wandarbeit aus großen Lederteilen, die in nassem Zustand um einen Baum gewickelt wurden, damit diese die typische Struktur der Rinde annehmen. Das Herz der Arbeit stellt ein waagerecht platzierter, ausgehöhlter und halbierter dünner Stamm aus Bronze dar, dessen Inneres vergoldet wurde und seinen Lebenssaft, Harz, enthält. Einen großen Eindruck hinterlassen auch die Wandarbeiten Penones, dessen eine Hälfte aus samtig erscheinendem Marmor und die andere Hälfte aus Dornen besteht, die die Maserung des Marmors gleichsam fortsetzen. Eine beeindruckende und sehr poetische Arbeit! Freitag Morgen führte uns in die Serpentine Gallery (Sackler Building) in die Martino-Gamper-Ausstellung: "Design is a State of Mind", bei der Gamper selbst entworfene Regale, Design-Klassiker und Fundstücke präsentiert, auf denen vielfältige Objekte, von Kochlöffeln bis hin zu Keramikschalen und Gartengeräten - nach Themen sortiert - arrangiert hat. Besonders schön und fast meditativ wirkte ein Regal mit weißen, eiförmigen, in Griechenland gesammelten Kieselsteinen, die er auf einem schlichten Holzregal anordnete. Weitere Highlights waren der Lunch im Haus des Privatsammlers und Kunsthändlers Ivor Braka, wo eine übermenschlich große Skulptur in einem roten Gewand des Künstlers Michael Landy die Besucher willkommen hieß sowie unser Treffen mit Chris Dercon in der Tate Modern. Nach einer Einführung in die Ausstellungen "Henri Matisse: The Cutouts" und "Richard Hamilton" geleitete uns Chris durch die Tate und erzählte Wissenswertes über die Sammlung und den Anbau der Tate Modern. Unsere Gespräche mit ihm konnten wir abends in einem gemütlichen Restaurant fortsetzen. Samstag Vormittag besuchten wir gleich zwei weitere Sammlungen: die "Simmons and Simmons Collection", eine Unternehmenssammlung der bekannten gleichnamigen Kanzlei, die von Stuart Ewans (einem ehemaligen Seniorpartner der Kanzlei) mit einem relativ begrenzten Jahresbudget seit den frühen 1990er Jahren konsequent aufgebaut wurde, und die "R. Collection" des Londoner Edelsteinhändlers Michael Rosenfeld. Dieser präsentiert seine Sammlung in der wunderschönen georgianischen Stadtvilla der Schmuckdesignerin Jessica McCormack gemeinsam mit ihren Schmuckstücken. Der Galerist Paul Hedge, der an diesem Tag unser Reiseleiter war, hat Rosenfeld beim Aufbau seiner Sammlung unterstützt. Er war es auch, der uns am Nachmittag durch Londons nordöstlichen Stadtteil Shoreditch führte, wo wir zwei Galerien besuchen konnten: die Kate MacGarry Gallery und die Hales Gallery, bevor es zum Umtrunk in den Chelsea Art Club ging. In der Hales Gallery fielen besonders die dicht gehängten -  und in Summe 16 m langen - Fotoarbeiten des Künstlers Richard Galpin auf, der seine großformatigen Fotografien an den Rändern mit einer feinen Schleifmaschine bearbeitet, so dass die tiefer liegenden und unterschiedlich gefärbten Schichten des Fotopapiers zum Vorschein kommen. Die entweder glänzende oder durch das Schleifen matte Oberfläche macht den Reiz dieser Arbeiten aus, die auf den ersten Blick wie abstrakte Gemälde wirken. Der Sonntag begann mit einem Rundgang mit Kuratorin Jana Scholze durch das 1852 ursprünglich als Design-Museum gegründete Victoria-&-Albert-Museum. Ein wunderbares Museum, das mit seinen Plastiken, Aquarellen, seinem Kunsthandwerk, Schmuck, seiner Möbelsammlung in prunkvollen Räumen und seinem wunderschönen Innenhof zu ausgedehnten Besuchen einlädt. Wir hatten die Gelegenheit, beide Ausstellungen: "The Glamour of Italian Fashion 1945-2014" und "William Kent: Designing Georgian Britain" zu besichtigen. Den Abschluss der Reise bildete der Besuch des wunderbaren Anwesens "Dorney Court" in Windsor, wo wir nach einem Rundgang durch das mehrere hundert Jahre alte Herrenhaus und eine Einführung in die Geschichte des Hauses den wundervoll angelegten Garten mit den Eigentümern des Hauses genießen konnten. Eine unvergessliche Reise mit einem tollen Programm! Wie immer ist eine solche Reise genau so gut wie die teilnehmenden Gäste - und auch hier konnten die mitreisenden Freunde Haus der Kunst wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass sie nicht nur etwas von Kunst verstehen, sondern auch frohe Geselligkeit und Humor schätzen!
Die Freunde Haus der Kunst mit Chris Dercon in der Tate Modern